Da ich nun meinem Forscherdrang nachgegeben hatte und Druide geworden war, stellte sich mir recht schnell das Problem, daß ich auch einigermaßen bequem die Orte erreichen mußte, wo die Kräuter wachsen, die ich für meine Tränke brauchte.
Nun mag man einwenden, daß es ja eine recht ausgefeilte Versorgung über die Wasserwege gibt. Aber die Reisen mit dem Schiff sind doch recht langwierig. Da es sich bei den Routen auch nicht um Binnenseen, sondern um offenes Meer handelt, kann man nicht einmal die Wartezeit auf das nächste Schiff oder den nächsten Hafen mit dem Brauen weiterer Tränke nutzen. Was aber speziell für mich ein bald noch wichtigeres Argument war: Wasser! Ich habe ja nichts gegen Schiffe, aber das viele Wasser drumherum ist mir dann doch etwas suspekt. Wasser! Diese ekelhaft klare Flüßigkeit, die nicht einmal ein paar Prozent Alkohol enthält und nur zum... zum... Waschen! benutzt werden kann!
Also nutzte ich die Chance, als ich genug Erfahrung gesammelt hatte, und trat dem Bund der Reisenden bei. In Jeresa wurde mir erzählt, daß dies grundsätzlich kein Problem sei, daß ich aber zunächst eine kleine Aufnahmeprüfung ablegen müsse. Um mich auf die Prüfung vorzubereiten, erhielt ich auch noch ein kleines Büchlein, daß ich sofort aufmerksam studierte. Als ich dann nach einem Streifzug in der Nähe Jeresas den Prüfer gefunden hatte, konnte ich auch die Aufnahmeprüfung erfolgreich ablegen und kehrte zurück nach Jeresa, um mir das wichtigste Werkzeug des Reisenden, den Sextanten, abzuholen.
Die erfolgreiche Aufnahmeprüfung ersetzte aber nicht eine Lehrzeit. Die erste Aufgabe eines jungen Reisenden ist es, sich genau mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen, um die Konstellationen der Monde auch korrekt auswerten zu können. Zu diesem Zweck muß man alle Plateaus, die später als Zielpunkt eines Sprungs dienen, aufsuchen und die Markierung dort mit dem eigenen Sextanten abgleichen. Aber oh Orodin, wo mögen diese Plateaus nur sein?
Zu meinem Glück fand ich in einer alten Burg auf Losaria, neben einem heilenden Trank und einem weißen Obsidian, den man als Reisender ebenfalls dringend benötigt, auch noch eine Mondtorkarte. Diese Karte hat den Vorteil, daß die Plateaus bereits auf ihr markiert sind. Ansonsten ist es eine ganz normale Karte, wie man sie bei jedem Händler oder Kartenzeichner kaufen kann. Mit 'b karte' kann man sich dann etwas zielstrebiger auf die Suche nach den Plateaus machen.
Nach langen Reisen durch Nereid und Elandor hatte ich es endlich geschafft, die 8 Mondtore auf Nereid zu finden. Einige Schwierigkeiten hatte ich mit dem Plateau im Orkland, aber ein freundlicher Reisender, der dieses Plateau bereits besucht hatte, nahm mich mit dorthin, auf daß ich auch diese Markierung auf meinem Sextanten festhalten konnte. Auch 6 Tore auf Elandor waren alsbald gefunden. Aber zwei der Tore blieben mir verschlossen, da diese Plateaus nicht auf dem Land- oder Seeweg zu erreichen sind. Ein anderer freundlicher Reisender sagte mir aber, daß diese Plateaus vorerst noch nicht so wichtig seien, weil man vom Plateau aus wegen dichtem Getrüpps sowieso nicht wegkommen würde. Er benutzte in dem Zusammenhang wohl das Wort 'Baustelle', wenn ich mich recht erinnere.
Nachdem nun alle Markierungen erfaßt waren, konnte ich mich dem eigentlichen Sinn, dem Benutzen der Mondtore, widmen. Aber schnell sollte feststellen, daß Reisen teuer werden kann, wenn man für die Tore die doch recht Harte Währung Obsidian benutzt. Außerdem war ich immer darauf angewiesen, auf bestimmt Konstellationen der Monde zu warten, wenn ich ein bestimmtes Ziel erreichen wollte. Ich erinnerte mich aber daran, daß ich bei der Suche nach den Plateaus auf meinen Striefzügen an einigen Stränden schwarze Obsidiansplitter gefunden hatte. Und tatsächlich, anstelle der Währung Obsidian konnte ich auch diese Splitter zum Bauen eines Mondtores benutzen. Damit war meinem Geldbeutl auf Dauer schonmal sehr geholfen. Aber das Problem mit dem Ziel bestand noch ein wenig.
Wie erwähnt, fand ich in der Burg ja einen weißen Obsuidian. Dieser ermöglicht das Bauen eines Tores zu einem beliebigen Zielort. Aber leider, leider... Ein einzelner Stein hilft nicht viel und äußerst schwer ist er außerdem. Bei anderen Reisenden hatte ich statt dieses großen Steines eher kleinere Steinchen gesehen, von denen diese auch durchaus 10 oder mehr bei sich trugen. Nachdem ich mir einen neuen Stein aus der Burg geholt hatte, versuchte ich, diesen mit allen möglichen Werkzeugen und Waffen in kleinere Teile zu erlegen, aber alle Versuche in der Richtung blieben erfolglos. Schweren Herzens fand ich mich damit ab, wohl ohne größere Vorräte an weißem Obsidian auskommen zu müssen. Aber dann, eines Tages...
Ich saß, nachdem ich mir einen neuen Obsidianstein geholt hatte, gerade an einem kleinen Bächlein auf Losaria, um das Kräuterfaß mit einigen neuen Tränken zu füllen, als mir neben dem Weg ein kleiner Spalt auffiel, den ich vorher noch nicht bemerkt hatte. Neugierig geworden, kletterte ich in den Spalt und es wurde sofort dunkel um mich herum. Glücklicherweise war ich in der Lage, mit einem Lichtzauber die Dunkelheit zu vertreiben, ohne gleich von wilden Gegnern angegriffen zu werden. Als ich dem Weg durch die Höhle dann folgte, fand ich heraus, daß der Weg komplett unterhalb von Losaria entlanglief und in dem kleinen Städtchen Vern an der Südspitze endete. Aber auf halben Weg fand ich eine Abzweigung, die mich zu einem Portal führte.
Als ich durch das Portal trat, rannte ich erschrocken auch fast sofort wieder zurück. Neben einem Lich wurde ich sofort von 8 Skeletten angegriffen! Der kurze Blick, den ich aber noch geworfen hatte, genügte mir aber, um zu sehen, woher meine reisenden Kollegen ihre kleinen Obsidiansteinchen her hatten. Der Lich stand vor einem Plateau, daß mit ebendiesen Steinchen eingerahmt war! Also zückte ich meine Waffe und trat mutig wieder durch das Portal, wissend, daß ich ein fast volles Kräuterfaß mit belebendem Trank bei mir hatte. Nach hartem Kampf gelang es mir, den Lich und die Skelette zu bezwingen und freudig nahm ich die Obsidiansteinchen an mich. Sogar eine Truhe fand ich, in der sich ein merkwürdiges Schwert namens 'Mondschwert' befand. Es war von einem magischen Leuchten umgeben und ich hätte es gerne an mich genommen, aber leider konnte ich es nicht mehr tragen.
Ich denke, ich kann mich heute als erfahrenen Reisenden betrachten. Mein Geldbeutel wird geschont, weil ich regelmäßig die Strände von Amphibos, Tintagel und Losaria besuche, um mir dort die schwarzen Obsidiansplitter zu holen. Ich habe seltenw eniger als 50 davon in meiner Tasche. Und auch die weißen Obsidiansteinchen hole ich mir immer wieder zwischendurch mal, wenn es meine Zeit erlaubt, Losaria zu besuchen.