Meinen ersten Kontakt zur Gilde der Druiden hatte ich bereits als ganz junger Hobbit. Während ich Nereid, den Hauptkontinent Avalons, anfing zu erkunden, erwischte mich eine Schlange am Bein und vergiftete mich schwer. Da ich noch klein und schwächlich war, stellte das Gift eine umso größere Gefahr für mich dar. Ich rief um Hilfe, aber es war wohl gerade ein ungünstiger Zeitpunkt, denn keiner war in der Lage, mir zu helfen. Niemand konnte mich durch heilende Hände oder magische Sprüche entgiften.
Aber dann, als ich schon dachte, alles wäre zu spät, rief mir jemand aus der Ferne zu, dass ich nur noch ein wenig ausharren möge. Und tatsächlich kam kurz darauf ein Zwerg herangelaufen, dessen wilder Rauschebart und verschmitzte Augen mir sofort auffielen, der einen schon ziemlich alten und verbeulten Kessel in seinem Gepäck mit sich herumtrug. Er schaute mich kurz an und reichte mir daraufhin sofort eine kleine Flasche, aus der ich schnell trinken sollte.
Welch Wohltat! Sofort spürte ich, wie das Gift in meinem Körper bekämpft wurde. Eine wohlige Wärme durchfloß meinen Körper und die Schmerzen in den Gliedern wichen. Ich gab dem Zwerg die rettende Flasche zurück, aber prompt bekam ich sie mit den Worten "Du wirst es vielleicht noch einmal gebrauchen können. Aber geh sparsam damit um!" wieder. Sogar eine weitere Flasche gab er mir und sagte: "Nimm auch daraus einen Schluck, damit Dir nicht schon der nächste Schlag eines wilden Tieres die Lebenslichter auslöscht!" Ich tat wie geheißen und ein wahrhafter Schub an Energie durchfloß erneut meinen Körper. War ich eben noch stark geschwächt, so fühlte ich mich jetzt, als könnte ich Bäume ausreißen.
Der Zwerg verabschiedete sich schon mit den Worten "Viel Erfolg weiterhin und paß auf Dich auf!", kaum dass ich mich richtig bei ihm bedanken konnte. Selbst auf die Frage, was er denn als Bezahlung für die Hilfe haben wolle, rief er mir aus der Ferne nur noch zu: "Für Notfälle braucht es kein Honorar. Aber sei gewappnet, für Tränke auf Vorsorge einen entsprechenden Preis zu zahlen!"
Diese Worte machten mich neugierig, erst recht aus dem Munde eines Zwergs, zeugten sie doch einerseits von einer Uneigennützigkeit, die ich einem Zwerg nicht zugetraut hätte, wiesen sie andererseits aber auch auf eine Geschäftstüchtigkeit hin, die ich sehr wohl einem Zwerg zugestehen wollte. Und so war mit der Neugierde auch der Wunsch geweckt, die Gilde der Druiden näher kennenzulernen.
Alsbald versuchte ich, bei einem erfahrenen Druiden Einlaß in die Gilde zu erlangen. Aber die abweisende Antwort, dass ich nicht würdig sei, ernüchterte mich zunächst. Würdig, der Gilde beizutreten, wäre ich aber, wenn ich meine Kenntnisse der Kräuter, insbesondere ihrer heilenden Wirkung, durch die Rettung eines kleinen Jungen in Miobaas unter Beweis stellen würde. Also machte ich mich auf den Weg nach Miobaas...
Schon bald fand ich dort eine ältere Frau zusammen mit einem kleinen Jungen, denen ich meine Hilfe anbot. Die Lösung des Problems stellte sich aber schwieriger dar, also ich zunächst gedacht hätte. Die Frau nannte mir zwar die fünf Kräuter, die sie zur Herstellung eines heilenden Tranks brauchte. Dummerweise konnte sie mir die Kräuter aber weder namentlich nennen, noch einen Hinweis darauf geben, wo man sie finden könnte. Einzig eine Beschreibung des Aussehens der Kräuter konnte sie mir geben.
Also machte ich mich auf den Weg, die benötigten Kräuter zu finden. Hinter jeden Busch schaute ich und jeden Stein drehte ich um. Jede gefundene Pflanze sah ich mir genau an und verglich sie mit meinen Notizen. Nach tagelanger Suche hatte ich es endlich geschafft, nachdem ich die Wiesen und Wälder Nereids durchstreift, die Gebirge erklommen und die Wüsten durchkämmt hatte. Ich brachte der Frau die Kräuter, sie braute den Trank und der Junge war kurz danach schon wieder auf dem Wege der Besserung.
"Was für ein Aufwand!" dachte ich noch so bei mir, als ich mich nun wieder auf den Weg zu einem Gilden-Druiden machte. Aber diesmal wurde mein Wunsch nach Aufnahme in die Gilde nicht mehr abgewiesen. Endlich wurde mir der langersehnte Kessel mit dem speziellen Rührstab ausgehändigt und ich konnte loslegen, stärkende Tränke zu brauen, Bewohnern in Not zu helfen und, nicht zuletzt, Geld zu verdienen. So dachte ich zumindest...
Irgendwie sah ich mich kurz darauf etwas ratlos an einem kleinen See stehen, diverse Kräuter in meinem Rucksack aber keiner Ahnung, welche ich nun sinnvoll miteinander in einem Trank kombinieren sollte. Erste zaghafe Versuche brachten durchaus gute Ergebnisse, hatten teilweise aber auch verheerende Folgen. Gar manches mal war ich dankbar, dass mir als Neuling der Gilde nur der Gebrauch zweier Kräuter in einem Trank ermöglich war, denn die zusätzliche Wirkung eines weiteren Krauts in falscher Kombination hätte manches mal auch meinen Tod bedeuten können. Mein Glück war auch, dass mir ein anderer Druide zumindest ein Rezept für einen entgiftenden Trank verraten hatte, von dem ich immer ein paar Schluck in Reserve dabei hatte.
Erst langsam begriff ich, dass ich ohne systematisches Vorgehen nicht sehr weit kommen würde. Und so fing ich an, mir akribisch die Informationen zu jeder Pflanze aufzuschreiben. Zwar halfen mir schon die Informationen, die mir die Gelehrten der Gilde über die Kräuter gaben, aber Selbstversuche waren nach wie vor meine Hauptbeschäftigung.
Mittlerweile war ich geübt genug, um eine weitere Stufe in der Hierarchie der Druiden zu erreichen, die vor allem den ganz entscheidenden Vorteil hatte, daß Ich jetzt 3 Kräuter mischen konnte! Jetzt hatte ich die Möglichkeit, zusammen mit 2 Kräutern, deren gemeinsame Wirkung in einem Trank ich genau kannte, ein 3. hinzuzumischen, um dessen spezifische Wirkung herauszufinden.
Damit war es jetzt fast schon ein Leichtes, die Kräuter herauszufinden, die eine entgiftende Wirkung haben. Die Information über diese Kräuter ist in Druiden-Kreisen ein wohlgehütetes Geheimnis. Aber nachdem ich den Aufwand kennengelernt hatte, um diese herauszufinden, konnte ich verstehen, dass niemand diese Information leichtfertig weitergeben wollte.
Jetzt kam ich gut voran und der Umfang meiner Notizen nahm immer weiter zu. Nach langer Zeit, in der es eine Vielzahl weiterer Tränke brauchte, wurde mir sogar gestattet, die höchste Stufe der Druiden-Gilde zu erklimmen.
Durch meine Erfahrung beim Mischen entfalteten die Kräuter jetzt ihre volle Wirkung und ich erreichte schnell, nicht zuletzt durch meine genauen Aufzeichnungen, hervorragende Resultate im Mischen von Tränken mit speziellen Wirkungen. Meine Tränke standen in ihrer Wirkung denen von langjährig erfahrenen Druiden in nichts mehr nach.
Schnell wurde die Liste meiner Rezepte für Tränke mit bestimmten Wirkungen immer länger. Zwischenzeitlich wurde ich auch immer wieder von anderen Bewohnern Avalons darauf angesprochen, ob ich nicht auch Tränke verkaufen würde. Und so wurde ich für die lange Zeit des Entbehrens, die lange Zeit des Studierens und Übens, die Stunden der Suche nach Kräutern und die gefährliche Zeit der Selbstversuche mit klingender Münze entschädigt.
Gar manches mal halfen meine Tränke in der Vergangenheit nicht nur mir selbst in brenzliger Situation. Auch andere Recken Avalons konnten sich immer häufiger auf die heilende oder stärkende Wirkung meiner Tränke verlassen. Und meine Geldbörse profitierte nicht zuletzt ebenfalls davon. Aber der Habgier bin ich nie verfallen und so helfe ich auch heute immer wieder unschuldig in Not geratenen Kämpfern, wenn es darum geht, eine Vergiftung zu heilen oder den nahenden Tod durch stärkende Tränke abzuwenden, ganz getreu meinem Vorbild von damals, der mir ebenfalls so hilfsbereit aus der Patsche geholfen hatte. Und so denke ich oft auch an diese lang vergangenen Tage zurück, während ich im Hain der Druiden in entspannter Atmosphäre den einen oder anderen Trank braue und dabei den Stimmen der Pflanzen lausche, zu denen wir als Druiden eine besonders innige Verbindung haben.